Die Fördermittel des Bundes sind ausgelaufen – und dennoch geht Hanau weiter seinen Weg bei der Stärkung der Innenstadt. Denn was vielerorts erst als Modell begann, ist in Hanau längst ein funktionierender Teil der Stadtentwicklung: Mit dem Programm Hanau aufLADEN, der konsequenten Zwischennutzung leerstehender Flächen und der Ansiedlung neuer Konzepte wurde Leerstand sichtbar reduziert und die Innenstadt als lebendiger Treffpunkt weiterentwickelt.
Dass diese Entwicklung nicht nur die Aufenthaltsqualität verbessert, sondern auch ökonomisch wirksam ist, zeigen nun Zahlen des Instituts für Handelsforschung (IFH): Laut der neuen Untersuchung entstehen Städten durch ungenutzte Flächen in Handel, Dienstleistungs- und Bürogewerbe jedes Jahr massive Einnahmeverluste – in Hanau summieren sich diese bei den aktuell rund 20.000 ungenutzten Quadratmetern auf bis zu 1,5 Millionen Euro pro Jahr.
„Leerstand ist kein Schönheitsfehler – er kostet Geld, Lebensqualität und Vertrauen in die Entwicklung unserer Städte“, sagt Oberbürgermeister Claus Kaminsky. Umso bedauerlicher sei es, dass das Bundesförderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ nun zum 30. November ersatzlos endet. „In Hanau wurden rund fünf Millionen Euro Fördermittel zielgerichtet eingesetzt – für neue Konzepte, für mehr Frequenz, für mehr Lebensqualität. Dass sich diese Investitionen lohnen, zeigen unsere Zahlen sehr deutlich. Es braucht nun eine Verstetigung, nicht das Ende solcher Programme“, so Kaminsky.
Die aktuelle IFH-Studie liefert dabei auch ein klares Signal für eine der mutigsten städtischen Entscheidungen der letzten Jahre: den Kauf der leerstehenden Kaufhof-Immobilie durch die Stadt Hanau. Wäre das Gebäude am zentralen Marktplatz weiter ungenutzt geblieben, hätte dies jährlich einen geschätzten Einnahmeverlust von mindestens 175.000 Euro bedeutet – ganz abgesehen von drohendem Trading-Down, Wertverlusten im Umfeld und hohen Aufwänden für Sicherheit, Sauberkeit und Stadtbildpflege. Dass stattdessen mit dem Stadthof Hanau ein Ort für Kultur, Bildung, Gastronomie und Handel entstanden ist, bestätigt einmal mehr: Der eingeschlagene Kurs war richtig – und vorbildlich.
Die Stadt Hanau will ihren erfolgreichen Kurs fortsetzen – auch ohne weitere Unterstützung durch den Bund. Im städtischen Haushalt sollen Mittel bereitgestellt werden, um das Stadtentwicklungsprogramm Hanau aufLADEN fortzuführen. Gleichzeitig übernimmt auch der Hanau Marketing Verein (HMV) Verantwortung: Mit eigenen Mitteln soll das vielfältige Aktionsprogramm in der Innenstadt weiterlaufen – unterstützt von engagierten Mitgliedsbetrieben wie dem Forum Hanau, der Sparkasse Hanau und dem Modehaus Müller-Ditschler. Weitere Betriebe haben bereits Bereitschaft signalisiert, ihre Beiträge aufzustocken.
„Diese Komplizenschaft von Stadt, Wirtschaft und Bürgerschaft ist eine große Stärke Hanaus“, so Kaminsky. Gleichzeitig mahnt der Oberbürgermeister: „Nicht jede Stadt hat die Möglichkeit, diesen Weg aus eigener Kraft zu gehen. Deshalb braucht es dringend eine dauerhafte und verlässliche Förderung für alle Kommunen, die ihre Innenstädte aktiv gestalten wollen.“
Denn klar ist: Eine lebendige Innenstadt erfüllt weit mehr als eine Handelsfunktion. Sie ist Treffpunkt, Visitenkarte, Identifikationsraum – und somit zentraler Ort des gesellschaftlichen Zusammenhalts. In Hanau ist man bereit, Verantwortung zu übernehmen. Jetzt hofft man, dass auch der Bund erkennt: Die Zukunft der Innenstädte braucht mehr als einen kurzen Impuls – sie braucht eine langfristige Perspektive.
Bild: © Stadt Hanau / Moritz Göbel